Wie gehen Hunde mit Wärme um? Oder: Wieviel Training ist angemessen?

Veröffentlicht am 2. August 2024 um 12:51

Das Thema Hunde und Hitze wird viel und oft kontrovers diskutiert.

Als Hundebesitzerin und Trainerin gerate ich oft in Konflikte mit meinem Bauchgefühl und frage mich, ob ich zu übervorsichtig handle. 

 

Wie gehen Hunde mit Hitze um?

Wie viel Training ist angemessen? Sollte überhaupt trainiert werden?

Fördern wir bei unseren Hunden eine Null-Bock-Mentalität, indem wir die Hitze als Ausrede für unsere eigene Unlust nutzen?

 

Die normale Körpertemperatur von Hunden liegt zwischen 37,5 und 39,2 °C und ist damit etwas höher als die des Menschen.

Lebewesen können durch Hitze Schaden nehmen. Bei Temperaturen über 40 °C fangen die Proteine im Körper an zu denaturieren, wobei einige Proteine früher und andere später betroffen sind. Eine anhaltende Körpertemperatur von über 41 °C kann tödlich sein.

Ein Hitzeschlag ist ein akuter, lebensbedrohlicher Zustand, der auftritt, wenn die Körperkerntemperatur eines Hundes 41 °C übersteigt. Dies ist meist auf eine Kombination aus verminderter Wärmeabgabe und erhöhter Wärmeproduktion zurückzuführen.

 

Es existieren zwei Formen des Hitzeschlags 

- Der klassische Hitzeschlag, der durch hohe Umgebungstemperaturen verursacht wird und somit umgebungsabhängig ist.
- Der anstrengungsinduzierte Hitzeschlag, der durch körperliche Anstrengung in einer heißen und feuchten Umgebung entsteht.

Häufig treten Kombinationen dieser beiden Formen auf.

 

Normalerweise herrscht ein Gleichgewicht zwischen Wärmeproduktion und Wärmeabgabe, was eine konstante Körpertemperatur ermöglicht. Dies wird durch regelmäßige Energiezufuhr und metabolische Prozesse erreicht. Die Hauptquellen der Wärmeproduktion sind die Skelettmuskulatur und die Leber. Bei körperlicher Aktivität produziert die Muskulatur mehr Wärme als im Ruhezustand, welche dann über Haut und Schleimhäute an die Umwelt abgegeben wird.

Liegt die Außentemperatur unter der Körpertemperatur, stehen dem Hunde-Organismus verschiedene Wege der Wärmeabgabe zur Verfügung: Konduktion, Konvektion, Radiation und Verdunstung.

Erreicht die Außentemperatur das Niveau der Körpertemperatur, bleibt nur die Verdunstung über die Schleimhaut der Nasenmuscheln und durch Hecheln als Abkühlungsmechanismus.

Bei schwüler Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit ist jedoch auch dieser Verdunstungsmechanismus beeinträchtigt.

 

Risikofaktoren

Zu den prädisponierenden Faktoren, die zur Entwicklung eines Hitzeschlags beitragen können, zählen insbesondere:

Adipositas, Brachyzephalie, dichtes Fell, Herz-Kreislauferkrankungen und ein hohes Alter als endogene Faktoren,

sowie Akklimatisationsmangel, enge und schlecht belüftete Räume mit zusätzlicher Hitzeexposition und starke körperliche Anstrengung bei hohen Außentemperaturen als exogene Faktoren.

 

Studien aus der Rettungshundearbeit

 

Im Bereich der Rettungshunde gibt es zunehmend Studien zu Überhitzung und Hitzeschock. Untersucht wurden verschiedene Rassen unter Berücksichtigung von Fitness, Gewicht, Anpassung an die Umwelt und Gesundheit.

Daraus resultieren Richtlinien für den Einsatz von Such- und Rettungshunden, wie die der "Urban Search and Rescue Veterinary Group" (USAR), die bei über 30 Grad Celsius die Einsatzzeit auf 15 Minuten begrenzen. Wichtig sind ausreichende Pausen mit Wasserzugang und regelmäßige Kontrollen von Körpertemperatur und Vitalwerten, wobei die Hunde vor dem Einsatz eventuell komplett nass gemacht werden sollten.

Diese Vorgaben gelten für trainierte, scheinbar gesunde Hunde in realen Einsätzen, bei denen Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Die Studien weisen auch auf die Bedeutung der Akklimatisation hin, also der Anpassung an veränderte Umweltbedingungen, die bei Tieren 10 bis 60 Tage dauern kann. Besonders im Frühjahr und in den wechselhaften Sommermonaten ist Vorsicht geboten.

 

 

Bei warmen Wetter ist besondere Vorsicht geboten, weil Hunde Hitze schlechter als Menschen ausgleichen können. Besitzer und Trainer sind verantwortlich, die Dauer von Spiel- und Sporteinheiten sowie Spaziergängen zu verkürzen, anzupassen oder in kühlere Tageszeiten zu verlegen.

Es ist nicht ratsam, darauf zu warten, dass Hunde selbst anzeigen, wann sie überfordert sind. Insbesondere ältere und kranke Hunde sollten sorgfältig beobachtet und geschützt werden.

Die Symptome einer Überhitzung variieren je nach Hund und sind unspezifisch.

 

Erste Anzeichen und Symptome von Hitzestress und Überwärmung

 

Folgende Verhaltensweisen können frühe Anzeichen von Hitzestress sind:

- Suche nach kühlen Untergründen zum Liegen
- Suche nach Schatten, um der direkten Sonneneinstrahlung zu entgehen
- Reichlich Flüssigkeitsaufnahme
- Suche nach Luftzirkulation
- Minimierung bzw. Vermeidung von Aktivitäten
- Unkontrolliertes Hecheln
- Freiwilliges Loslassen von Belohnungen (da Hecheln mit vollem Mund nicht möglich ist)

 

Kommen Anzeichen der Überwärmung hinzu, deutet das darauf hin, dass bereits Hitzestress aufgetreten ist.

Frühe Phasen Schwerer oder langwieriger Hitzschlag Verzögerte Anzeichen – bis zu 3-5 Tage nach scheinbarer Genesung
z.B.: Tachypnoe, Hyperventilation, Hecheln, Hyperdynamischer Femoralispuls, Trockene Schleimhäute,  blutiger Stuhl, Veränderte Mentalität: Depression, Benommenheit Dunkelrote Schleimhäute, Krampfanfall (Spätstadium), Schwach, Erbrechen, Durchfall, Blutung, Koma z.B.: Schwacher Femoralispuls, Helle, graue Schleimhäut, Flache Atmung, Fortschreiten zur Apnoe, Erbrechen, Durchfall – oft blutig Krampfanfall, Koma z.B.: Nierenversagen Leberversagen Herzrhythmusstörungen Akutes Atemnotsyndrom (ARDS)

Alle Aktivitäten sollten unverzüglich eingestellt, der Körper des Tieres gekühlt und schnellstmöglich ein Tierarzt konsultiert werden. Komplikationen können noch bis zu vier Tage nach einem Vorfall von Hitzestress auftreten.

 

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