Mantrailing für den Familienhund

Veröffentlicht am 17. Februar 2024 um 21:13

Mantrailing für den Familienhund?

 

Einen Hund seinen Begleiter zu nennen ist etwas Wunderbares. Hunde sind treu, loyal, gelehrig und anschmiegsam. Eine Entscheidung für einen Hund ist aber auch die Entscheidung für verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit diesem Wesen. Je nach Rasse und Persönlichkeit. Über Jahrhunderte hinweg wurde gezielte Selektion betrieben und damit kleine Spezialisten herangezüchtet. Sie begleiten, beschützen, hüten, jagen … und eines ist für alle klar, Hunde wollen arbeiten! Dieser Wille ist in ihren Genen verankert. Der tägliche Auslauf allein reicht da oftmals nicht. Ähnlich wie bei Erwachsenen und Kindern, die nur Routineaufgaben erfüllen und geistig nicht gefordert werden. Die Unaufmerksamkeit steigt und die Unzufriedenheit wächst. Kinder, die nicht altersentsprechend gefordert werden, werden schnell unausgeglichen, hyperaktiv oder aggressiv.  Sie suchen nach Herausforderungen, wollen beweisen, wie klug und gelehrig sie sind. Genau so geht es unseren Hunden. Eine geistige Auslastung gehört zum glücklichen Hund dazu.

 

 

Unsere Hunde sind Spezialisten - jeder auf seinen Gebiet. Geben wir ihnen keine Arbeit, suchen sie sich diese gern selbst.

Eine wunderbare Möglichkeit bietet hier die Nasenarbeit.  

 

Der Hund ist ein "Makrosmat" – der Begriff kommt aus dem Griechischen und lässt sich mit "Großriecher" übersetzen. Das bedeutet, dass er seine Umwelt im Wesentlichen über den Geruchssinn wahrnimmt. Hunde können aus Gerüchen ganze Geschichten, Stimmungen und sogar Krankheiten herausriechen.

 

Die Hundenase ist im Inneren zudem noch komplexer aufgebaut als die Menschennase, sodass die Vierbeiner Gerüche viel differenzierter wahrnehmen können als wir Menschen.

Kocht der Mensch beispielsweise eine Tomatensuppe, riecht er das Gericht nur in seiner Gesamtheit. Ein Hund kann hingegen einzelne Gewürze und die kleinsten Zutaten herausriechen. Das liegt daran, dass Hunde schneller atmen können als Menschen und gleichzeitig Gerüche in ihrer Nase "speichern", um sie genau zu untersuchen. Hunde können außerdem ihre Nasenlöcher unabhängig voneinander bewegen und so bestimmen, aus welcher Richtung ein Geruch kommt.

Wenn ein Mensch seinen Geruchssinn verliert, ist das ganz sicher keine erfreuliche Erfahrung. Dennoch kann er diesen Zustand am Ende ertragen. Ganz anders beim Vierbeiner. Verliert ein Hund seinen Geruchssinn, zieht das einschneidende Wesensveränderungen zum Schlechten nach sich. Sein gewohnter Charakter ist immer schwerer zu erkennen, das Tier verliert mehr und mehr das Interesse an seiner Umwelt und wird apathisch.

Das Riechen ist essenziell für unsere Hunde und sicherte vor der Domestizierung das Überleben.

 

 

Bedürfnispyramide Hund

Bedürfnispyramide Hund - Neben dem Bedürfnis nach Nahrung, Wasser, Sicherheit und Nähe, haben Hunde das Bedürfnis nach Wertschätzung und Anerkennung

Beim Mantrailing machen wir uns diese besondere Fähigkeit zu nutze. Hierbei verfolgt (trailt) der Hund die Spur einer ganz bestimmten Person (man) anhand des Individualgeruchs. Der Individualgeruch wird permanent abgesondert. Der Hund muss lernen, den Geruch der gesuchten Person auf verschiedenen Untergründen, unabhängig von Witterung und anderen Umweltreizen von allen anderen Gerüchen zu unterscheiden, um die Spur sicher zu finden. Es erfolgt ein ständiger Abgleich zwischen dem Geruch der Versteckperson und den Geruchspartikeln der Spur. Vergleichbar ist es mit einem Puzzle, bei dem im Gewühl der vielen Teile genau ein bestimmtes gesucht wird. Motivation und Ausdauer ist notwendig, um das passende Teil zu finden. Die Hunde leisten hier kognitive Höchstleistungen. Zusätzlich können viele Hunde beim Mantrailing ihre Instinkte ausleben. Jagdlich ambitionierte Hunde dürfen Spuren verfolgen und selbständig arbeiten. Sie erfahren Selbstwirksamkeit und das macht glücklich und zufrieden. 

 

 

Zusätzlich ist Mantrailing echte Teamarbeit.

 

Beim Mantrailing befindet sich der Hund im Geschirr an der langen Leine. Die Leine ist hierbei ein wichtiges Kommunikationsmittel zwischen Hundeführer und Hund, d.h. beide müssen lernen, Signale wahrzunehmen, zu interpretieren und entsprechend drauf zu reagieren. Ein zu heftiger Leinenruck von Seiten des Hundeführers kann hierbei genauso demotivieren wie ein wild vorpreschender Hund. Im Laufe des Trainings lernen beide Seiten die unterschiedliche Kompetenzen und Charaktereigenschaften des anderen kennen und schätzen. Aus dieser Heterogenität kann dann etwas ganz Großes entstehen. Durch diese intensive Zusammenarbeit mit dem Hund, wird die Beziehung ungemein gestärkt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein möglicherweise aufsässiger, hyperaktiver Hund, ausgeglichener wird, weil er eine geistige und körperliche Herausforderung erhält.

 

Natürlich ist Mantrailing anstrengend und zeitintensiv. Aber wie viel anstrengender ist es einen aufsässigen Hund den ganzen Tag immer wieder zu beruhigen. Bekommt ein Hund regelmäßig Herausforderungen und Aufmerksamkeit und dankt er es in der Regel mit Respekt, Gehorsam und natürlich tiefer Zuneigung.

 

Blickt man dann in die glücklichen Augen eines Hundes, der "arbeiten" darf, geht die vielleicht zunächst empfundene Anstrengung sehr schnell in ein begeistertes Miteinander über.

Aus anfänglichen „nur“ Hobbytrailern werden schnell engagierte Rettungsteams im Realeinsatz.

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